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Regionales Projekt mit globaler Wirkung

Interviewbeitrag der GELSEN-NET in der November-Ausgabe des Magazins Wirtschaftsforum

Glasfaser – keine andere Technik ist so leistungsstark und flexibel, wenn es um die Zukunft der Datenübertragung geht. An ihrem Ausbau führt kein Weg vorbei: darüber ist man sich einig. Der Ausbau geht dennoch nur mühsam voran. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. 2019 waren laut OECD nur 3,6% aller Breitbandanschlüsse mit einem Glasfaserkabel verbunden. Zum Vergleich: In Korea waren es 82%. Aber es gibt Lichtblicke: Zumindest im Ruhrgebiet werden die Daten bald schneller fließen als in vielen anderen Teilen Deutschlands. Dafür sorgt der Internetknoten Ruhr-CIX, hinter dem unter anderem der Telekommunikationsdienstleister GELSEN-NET steckt.

Mit dem Ruhr-CIX hat das Ruhrgebiet das geschafft, wovon viele träumen. Drei Carrier versorgen 25 Städte im Ruhrgebiet mit Glasfaser; die bislang notwendige Verbindung zu Frankfurt wird obsolet.

Projekt mit Vorbildcharakter

Das Projekt ist außergewöhnlich, setzt Maßstäbe und hat Vorbildfunktion. Drei regionale Provider haben etwas geschafft, was großen Metropolen nur mühsam gelingt. Sie haben sich zusammengetan, um ein neues Ökosystem für digitale Wirtschaft zu gründen. Es ist der erste Internetknoten Deutschlands, der durch die Bündelung der Kompetenzen dreier regionaler Netzbetreiber – der Dokom 21 aus Dortmund, der GELSEN-NET aus Gelsenkirchen und des Bochumer Stadtwerkeablegers TMR – und dem globalen Internetknotenbetreiber DE-CIX aus Frankfurt realisiert wurde. Ein regionales Projekt mit weitreichender Wirkung.

IT-Haus mit Full Service-Angebot

Seit 1997 ist Thomas Dettenberg Mitglied der Geschäftsführung der GELSEN-NET. Für ihn ist der Ruhr-CIX-Knoten ein wegweisender Meilenstein. „Uns geht es nicht um Metropolen, sondern um die Bereitstellung von IT und Infrastruktur für Regionen, die von Großunternehmen oft vernachlässigt werden“, betont er. „Im Vordergrund steht, dass wir nicht allein als Carrier für den Datentransport agieren, sondern als regionales IT-Haus. Wir betreiben unser eigenes Glasfasernetz und sind Full Service-Agentur in sämtlichen Bereichen der Kommunikation von Sprache, Daten und Internet.“

Drei Carrier und große Pläne

GELSEN-NET ist einer der drei regionalen Carrier, die 25 Städte im Ruhrgebiet mit Glasfaser versorgen. Gegründet wurde das Unternehmen Mitte der 1980er-Jahre mit Beginn des Kabelfernsehens und als Tochter der Stadtwerke Gelsenkirchen. Rund 20.000 Haushalte wurden damals mit Kabelfernsehen versorgt, häufig im Auftrag kommunaler Wohnungsbaugesellschaften. Mit der 1998 erfolgten Marktliberalisierung stellten sich neue Herausforderungen. „Als ich von der Stadtwerke-Gruppe zur GELSEN-NET kam, ging es primär darum, das Unternehmen in Richtung Telekommunikationsanbieter weiterzuentwickeln“, erklärt Thomas Dettenberg. „Wir haben dann Schritt für Schritt eigene Glasfasernetze aufgebaut, Gewerbegebiete, Schulen und Krankenhäuser ins Netz gebracht und mit Giga-Bit versorgt.“ Heute hat das Glasfasernetz eine Trassenlänge von 850 km – und wächst kontinuierlich. „In der Vergangenheit haben wir das Netz jährlich um 20 km ausgebaut, heute sind es 100 km“, so Thomas Dettenberg. „Von 2018 bis 2021 werden hier Investitionen von rund 74 Millionen EUR fließen. Immer mehr Städte werden miteinander verbunden. Seit zwei Jahren gibt es die vier neuen Städte Herten, Marl, Castrop-Rauxel und Recklinghausen.“

Der Zeit voraus

100 Mitarbeiter stehen hinter dieser außergewöhnlichen Leistung. GELSEN-NET gehört zu 74,9% der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH und zu 25,1% der Gelsenwasser AG, setzt rund 25 Millionen EUR um und zählt rund 70.000 Privat- und Geschäftskunden. Primäres Ziel des Unternehmens: die bevölkerungsstarke Region als Wirtschaftsstandort zu stärken. Schon heute ist diese im Vergleich zu anderen weit vorn. „Seit Kurzem sind wir auch im Smart City-Umfeld aktiv,“ so Thomas Dettenberg. „Als eine von fünf Modellkommunen aus Nordrhein-Westfalen bieten wir Public Wifi an, haben das LoRaWAN-Netz aufgebaut, ein IOT-Funknetz, über das wir zum Beispiel Smart Waste-Projekte steuern. Wir haben unser Portfolio somit in drei Phasen konstant weiterentwickelt: vom Netzausbau zum Systemhaus zur Datenintelligenz.“

Daten fließen - schnell und sicher

Mit dem Ruhr-CIX-Internetknoten hat GELSEN-NET ein Projekt mit Modellcharakter realisiert, das der Region einen klaren Innovationsschub bringen und insbesondere IT-Unternehmen anziehen dürfte. Die Vorteile liegen auf der Hand. „Das Internet ist ein Zusammenschluss von autonomen Datennetzwerken“, resümiert Thomas Dettenberg. „Um von einem Netz in ein anderes zu kommen, braucht man Schnittstellen, also Internetknotenpunkte. Von DE-CIX betrieben gibt es 16 internationale Knoten; in Deutschland ist dies der in Frankfurt mit einem weltweit einzigartigen Datenvolumen. Bislang musste der Datenverkehr aus der Region immer über Frankfurt gelenkt werden; mit dem zentralen Datenaustauschpunkt Glasfaser Ruhr-CIX müssen wir diesen Umweg nicht länger gehen. Die verkürzten Leitungsstrecken bedeuten für alle Beteiligten, also auch für die Endkunden, ein höheres Maß an Sicherheit, größere Geschwindigkeit und eine Reduzierung der Kosten. Der Zugang zu allen Cloud-Providern wird deutlich kostengünstiger.“

Der sichere Weg in die Cloud

Mit dem eigenen Internetknotenpunkt ist GELSEN-NET der Zeit voraus. Weltweit geht der Trend dahin, Knoten näher zu den Kunden zu bringen, um zum Beispiel Reaktionszeiten zu verbessern. Vor dem Hintergrund der rasant fortschreitenden Digitalisierung ist GELSEN-NET mit dem Ruhr-CIX damit ein echter Coup geglückt. Dortmund, Bochum und Gelsenkirchen waren in punkto Digitalisierung schon immer hervorragend aufgestellt; nun haben sie eine neue Dimension erreicht und sind zukunftsweisend für Deutschland. Die Internetqualität wird verbessert, das Netz für Anwendungen wie Cloud-Computing, VoIP-Verbindungen, Video, Gaming oder Musikstreaming deutlich stabiler. Services, die künftig auch für mittelständische und kleinere Unternehmen interessant werden. „Noch ist man zögerlich“, so Thomas Dettenberg,„aber der gesamte Datenverkehr ist IP-basiert. Wir sorgen dafür, dass die Unternehmen einen leistungsstarken Zugang bekommen, bringen Firmen über eigene, sichere Wege in die Cloud und stärken damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.“

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